Erwägungen 1/2025

Tomatensklaverei in Süditalien
«Warum ist eine Banane aus Lateinamerika billiger als ein Schweizer Apfel?» Mit dieser Frage rüttelte die Fairtrade-Pionierin Ursula Brunner vor rund fünfzig Jahren die Schweizer Konsument*innen auf. Und gab ihnen auch gleich die Antwort: Weil die Plantagenarbeiter im Globalen Süden zu Hungerlöhnen und sklavenähnlichen Bedingungen Schwerstarbeitbei der Ernte leisten.
Was einst weit weg schien, ist heute in nächste Nähe gerückt und die Frage müsste lauten: Warum kosten Tomaten aus Süditalien, vor allem Tomaten- konserven,trotz längerer Transportwege nur einen Bruchteil von hiesigen Tomaten? Die Antwort ist in der vorliegenden Nummer der Erwägungen zu finden: Weil die Erntehelfer in Süditalien für ihre Tagesarbeit, die in rund 1200 Kilo geernteter Tomaten besteht, maximal vier Euro Tageslohn erhalten. Den Rest, zum Beispiel die Kosten pro Kilo, kann man sich selber ausrechnen.
In der Schweiz wird in letzter Zeit oft darauf hingewiesen, wie selbstkritisch
man zurzeit dabei sei, die kolonialen Verstrickungen aufzuarbeiten. Gleichzeitig stecken wir weiterhin mittendrin. Um das zu entdecken, brauchen wir kein kompliziertes Rückverfolgen von Lieferketten – es reicht, einen Blick auf importierte Billigprodukte und deren Hintergründe zu richten. Mit diesem Ziel hat eine Reisegruppe mit Teilnehmer*innen aus dem Umfeld der TheBe die Tomatenproduktion in Süditalien erforscht.
